Bürgermeister und Christ

Wie kann es heute aussehen, sich bewusst als Christ in dieser Welt einzubringen? Um das herauszufinden, hat Elke Vogel mit Thomas Mauersberger gesprochen.

 

Wer bist du, woher kommst du und wie bist du geworden, der du jetzt bist?

Mein Name ist Thomas Mauersberger. Ich bin 40 Jahre jung, seit zehn Jahren verheiratet mit meiner Frau Stefanie und Vater von zwei Kindern im Alter von sechs und acht Jahren. Nach meinem Abitur am Thumer Greifenstein Gymnasium absolvierte ich meinen Zivildienst in der Kirchgemeinde Jahnsbach, danach ein technisches Studium an der TU Chemnitz und war im Anschluss im eigenen Familienunternehmen tätig. Seit 2021 bin ich Bürgermeister meiner Heimatstadt Thum im Erzgebirge.

 

Was hat dich daran gereizt, dich kommunalpolitisch zu engagieren? Inwiefern haben sich deine Erwartungen an das Amt erfüllt?

Bereits als Jugendlicher hat mich Politik immer interessiert, im Großen wie im Kleinen. Mit 30 Jahren habe ich mich zur Wahl in den Stadtrat gestellt und mir wurde dafür das Vertrauen geschenkt. Das Besondere an der Kommunalpolitik liegt in der Möglichkeit, direkt vor Ort mitzugestalten. Ergebnisse sind schneller sichtbar, sowohl im Positiven wie im Negativen. Darüber hinaus sind die Diskussionen, zumindest in unserer Stadt, sehr von der Sache und kaum von parteipolitischen Interessen geprägt. Als Bürgermeister ist nun die Möglichkeit noch etwas größer auf die Geschehen vor Ort Einfluss zu nehmen. Dahingehend sind auch meine Erwartungen erfüllt worden. Gleichzeitig verändern sich aktuell jedoch die Rahmenbedingungen und schränken besonders den Spielraum auf kommunalpolitischer Ebene mehr und mehr ein.

 

Was gefällt dir an deiner Arbeit besonders und was fordert dich eher heraus?

Die Vielfältigkeit der Aufgaben ist etwas, was mir sehr liegt. Sich in neue Sachverhalte eindenken, täglich dazu lernen, Probleme anpacken und Lösungen finden fordert mich im Positiven heraus und das möchte ich auch nicht missen. Es gibt selbstverständlich Routinen im Arbeitsalltag, dennoch ist jeder Tag anders. Der Kontakt zu den unterschiedlichsten Menschen, mit ganz verschiedenen Prägungen und Lebensgeschichten, ist eine spannende Bereicherung, gleichzeitig aber auch die größte Herausforderung. Entscheidungen der Verwaltung oder des Stadtrates allen Einwohnern verständlich darzulegen, die Abwägungen dahinter so zu kommunizieren, dass es jeder verstehen kann, ist oft schwer zu verwirklichen. Man kann mit Entscheidungen nie alle zufrieden zu stellen, aber zumindest das Verständnis, warum etwas entschieden wurde, nahezubringen, sehe ich als meine Aufgabe.

 

Welche Chancen, aber auch welche Grenzen siehst du darin, dich als Christ politisch zu engagieren?

Für mich persönlich sehe ich als Christ keine Grenzen mich politisch zu engagieren. Ganz im Gegenteil:

In der heutigen schnelllebigen Zeit, geprägt von Unverbindlichkeit und fließenden Wertvorstellungen, können wir als Christen mit einer klaren Botschaft aufwarten.

Dies ist eine große Chance. Die Grenze als Christ zu handeln liegt in meinem Amt, das ich als Wahlbeamter ausführe und in dem ich mich an entsprechende Regeln zu halten habe.

 

Was wünschst du dir als Bürgermeister von christlichen Mitbürgern in Bezug auf Politik?

Ich erinnere mich gern an eine Jugendstunde zurück, die ich in der Jungen Gemeinde unter das Thema „Sei kein Kaninchenbau-Christ“ gestellt habe. Wir sollten uns als Christen nicht in unsere „frommen Kreise“ zurückziehen und unter uns bleiben, sondern in der Welt wirken. Und da gehört Politik wesentlich dazu. Daher wünsche ich mir, dass sich Christen in Politik einbringen. Und das beginnt bereits im eigenen Ort. Es ist mir aber bewusst, dass nicht jeder aktiv für Ämter kandidieren oder diese bekleiden möchte. Sich jedoch mit Politik auseinandersetzen, verschiedene Meinungen und Standpunkte hinterfragen und als Christ bewusst seine Wahlentscheidung treffen, kann jeder. Ich weiß, dass ich von unseren christlichen Gemeinden vor Ort mitgetragen werde, ganz praktisch durch Gebete und Unterstützung in Worten und Taten. Diese Unterstützung wünsche ich auch meinen Amtskollegen.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

 

 

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Bildnachweis: Image by Anna / pixabay.de