Und Gott lachte…

In der Tat ist davon in der Bibel zu lesen. Sowohl in Psalm 2,4: „Doch der im Himmel wohnt, lacht, der Herr spottet über sie“, als auch in Psalm 37,13: „Aber der Herr kann darüber nur lachen, denn er sieht den Tag des Gerechten kommen“. Kann man daraus schließen, dass Gott Humor hat? Zumal es hier um ein Lachen über jemanden, nämlich die Gottlosen, geht. Es handelt sich also eher um Spott. Ist Lachen dasselbe wie Humor? Und überhaupt stellt sich die Frage, weshalb es wichtig sein sollte zu wissen, ob Gott Humor hat oder nicht. Für mich ist die Frage nicht unwichtig, denn sie zeigt, wie ich über Gott denke – wer ER ist und wie ER ist. Martin Luther soll einmal gesagt haben:

„Wenn Gott keinen Spaß verstünde, so möchte ich nicht im Himmel sein.“

Was ist Humor?

Zu dieser Frage fällt mir spontan der Ausspruch ein: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“. Diese Definition, die dem Schriftsteller Otto Julius Bierbaum zugeschrieben wird, drückt treffend aus, worum es geht. Humor ist die Gabe, den Unzulänglichkeiten der Welt und der Menschen und den alltäglichen Schwierigkeiten und Missgeschicken mit einer heiteren Gelassenheit zu begegnen. Man könnte auch sagen: „Take it easy!“ Trotzdem ist Humor auch ein soziales Phänomen. Um Humor zu verstehen, darf man die Umwelt nicht außer Acht lassen, in der sich der Humor ereignet. Denn jede Gesellschaft lacht durchaus über andere Dinge. Ein gutes Beispiel ist hier der jüdische Humor.

„Gott lacht mit seinen Geschöpfen, nicht über seine Geschöpfe“

– das Zitat wird dem Talmud zugeschrieben. Dieses Wissen ist vermutlich die Voraussetzung für viele Formen des jüdischen Humors, dem nicht einmal die eigene Religion heilig zu sein scheint. Außerdem wird bei manchem jüdischen Witz sehr deutlich, was es heißt, Schwierigkeiten mit Humor zu nehmen:

Ein alter Jude läuft schwer bepackt über einen Bahnhof in einer Kleinstadt und fragt nach längerem Zögern einen seiner Mitreisenden: „Was halten Sie eigentlich von Juden?“ Darauf erwidert der Mann: „Ich bin ein großer Bewunderer des jüdischen Volkes.“ Der alte Jude geht weiter und fragt den nächsten dieselbe Frage. Dieser erwidert: „Ich bin fasziniert von den Leistungen jüdischer Mitmenschen in der Kultur und der Wissenschaft.“ Der Jude bedankt sich für diese Antwort und geht zu einem weiteren Mann. Dieser erwidert auf die Frage: „Ich mag Juden nicht besonders und bin froh, wenn ich nichts mit ihnen zu tun habe.“ Darauf der alte Jude: „Sie sind ein ehrlicher Mann. Könnten Sie bitte mal auf mein Gepäck aufpassen? Ich muss auf die Toilette.“

Auch wenn Humor und Lachen nicht dasselbe sind, gehen die beiden oft Hand in Hand. Man kann auch sagen: Humor ist erlöstes Lachen. Am Beispiel des jüdischen Humors könnte man sogar sagen, es heißt das Schreckliche weglachen. An diesem Punkt wird deutlich, dass Humor und Ernsthaftigkeit nicht unbedingt im Widerspruch stehen, denn echter Humor überspielt nicht den Ernst des Lebens. Humor ist mehr als Lachen, aber wo Humor ist, ist das Lachen auch nicht weit.

Humor in der Bibel

Wenn Gott uns Menschen also mit so vielfältigem Humor ausgestattet hat, muss er selbst auch diesen Humor haben, denn er hat uns nach seinem Bild geschaffen.

Das ist ein erstes Indiz für Gottes Humor. Aber Gottes Humor können wir durchaus auch an vielen Stellen der Bibel erkennen. Hier möchte ich nur zwei Beispiele anführen, obwohl es noch sehr viele mehr geben würde.

Der biblische Humor ist – wie jeder Humor – jeweils in einen gesellschaftlichen Kontext eingebettet. Wir müssen also die Zeit und Kultur der Bibel mit einbeziehen und dürfen nicht allein von unserer Vorstellung, was komisch ist, ausgehen. Schauen wir uns zunächst die Geschichte von Bileam an.

Der Seher Bileam (4 Mose 22–24)

Bileam, ein sogenannter Seher, aus Petor am Eufrat, ist unterwegs im Auftrag des Königs von Moab. Er soll Israel, das fremde Volk mit der fremden Religion, von dem er sich bedroht fühlt, verfluchen. Es hatte schon einer zweiten Anfrage und der Aussicht auf eine reiche Belohnung sowie einiger Schmeichelei bedurft, aber nun reitet Bileam auf seiner Eselin in Richtung Moab. Bileam sieht ihn nicht, den Engel mit dem Schwert. Die Eselin sieht ihn, der Seher sieht ihn nicht. Die Eselin weicht dem Engel aus und kassiert Schläge. Der Engel stellt sich erneut in den Weg. Die Eselin sieht ihn, der Seher sieht ihn nicht. Wieder weicht sie aus und erhält Schläge. Beim dritten Mal allerdings gibt es kein Ausweichen mehr und so legt sie sich einfach hin, wofür sie erneut geschlagen wird. Daraufhin fängt die Eselin an mit Bileam zu sprechen und das scheint ihn nicht einmal zu verwundern, denn er streitet wütend mit ihr. Und dann endlich sieht auch der Seher, was die Eselin schon lange gesehen hat.

Der Messias Jesus

Außerdem können wir auch am Beispiel von Jesus den Humor Gottes entdecken. Denn wenn Jesus als Gottes Sohn Humor hat, können wir daraus schließen, dass Gott, der Vater, ebenso Humor hat. Es wird zwar an keiner Stelle berichtet, dass Jesus lacht. Trotzdem legen etliche Aussagen nahe, dass es Jesus nicht an Humor gemangelt hat. Schon die Tatsache, dass Jesus ganz Mensch war, lässt darauf schließen. Und warum sollte Jesus als Jude nicht auch den typischen jüdischen Humor gehabt haben? Jesus war wortgewandt, in dem wie er Geschichten erzählte oder mit Pharisäern und Schriftgelehrten sprach bzw. stritt. Einmal warf er ihnen vor, Mücken zwar auszusieben, dafür aber Kamele zu verschlucken (Matt. 23,24). Letztendlich sagte er damit nichts anderes, als dass es besser wäre, erst das große Problem anzupacken und dann die kleineren Übel. Jesus drückte also auf eine sehr anschauliche und humorvolle Weise aus, was er auch ganz nüchtern hätte sagen können. Ähnlich verhält es sich mit seinem Bild vom Kamel und dem Nadelöhr (Mk 10, 25). Im Grunde nutzen auch wir solche Stilmittel, wenn z. B. jemand „einen Clown gefrühstückt“ hat oder „mit dem Zaunpfahl winkt“.

Was schließen wir aus all diesen Ausführungen? Hat Gott nun Humor? Ich sage: Ja. Aber die Antwort auf diese Frage hängt immer auch von unserem persönlichen Gottesbild ab. Und ich weiß, dass solche Aussagen über Gott nicht unproblematisch sind. Vielleicht stößt der Eine oder Andere damit an eine Grenze. Trotzdem bleibe ich bei meiner Antwort: Ja, Gott hat Humor. Der Philosoph und Theologe Eike Christian Hirsch sagte in seiner Dankesrede anlässlich der Verleihung des Kasseler Literaturpreises: „Ich habe mich bemüht, Ihnen den Gedanken nahe zu bringen, dass Gott nicht nur Humor schenkt, sondern auch Humor hat … Wenn Ihnen diese These zu weit geht, sollten wir uns wenigstens darauf einigen, dass Gott Spaß genug versteht, uns zu erlauben, ihm Humor zuzuschreiben.“ Dem kann ich mich nur anschließen.

 

Evi Vogt, Neukirchen

SGb-Redaktion

 

 

 

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